Baum- und Strauchschnitt

Aufmacher Garten (Frühling)

Baum- und Strauchschnitt

In unserem Garten gibt es noch einige große Bäume. Darunter befinden sich zwei Apfelbäume, die vor rund 30 Jahren gepflanzt wurden.

Im Laufe der 30 Jahre haben uns Malus „James Grieve“ und Malus „Cox Orange“, wie der Baumexperte sie nennen würde, manches Kilo Äpfel für viele Kuchen und noch mehr Apfelmus geliefert. Alle paar Jahre wurde zur Säge gegriffen, um die Krone in Schuss zu halten.

Die jährliche Pflege dieser Apfelbäume habe ich zugegebenermaßen auf ein Minimum beschränkt. Gegen Schädlinge wurden die Bäume nie gespritzt. Im Herbst wurde häufig ein Leimring angelegt, der gegen den Befall von Frostspinnern schützen sollte. Ursprünglich waren die beiden Apfelbäume als sogenannte Buschbäume gekauft worden. Da die tief hängenden Äste aber beständig beim Rasenmähen störten, wurden beim Aufbau einer Krone immer häufiger untere Äste abgeschnitten. Mit der Zeit sind die Bäume zu Hochstämmen herangewachsen.

Mittlerweile sehen die Stämme der Bäume gelinde gesagt erbärmlich aus. Die Rinde blättert ab, Moos hat sich überall angesiedelt. Dennoch erfreuen uns beide Apfelbäume jährlich im Frühjahr mit ihrer üppigen Blütenpracht. Die Äpfel sind natürlich überwiegend mit Proteineinlage versehen.

Ein Großteil fällt herunter und wird als Fallobst entweder den dankbaren Nachbarn geschenkt oder eigenhändig zu Apfelmus oder Apfelkuchen verarbeitet. Ohne Not würde ich die beiden Apfelbäume aber nie entfernen. Denn solange sie noch blühen und Blätter bekommen, sind sie ökologisch wertvoll. Völlig egal, welches Getier sich an und auf ihnen tummelt. Außerdem bin ich doch auch ein wenig nostalgisch veranlagt. Die beiden Bäume wurden unseren Kindern gewidmet, als diese noch sehr klein waren und wir den Garten erstmalig bewirtschaftet haben. Jeder hat „seinen“ Apfelbaum. Da kann man nun wirklich nicht zur Axt greifen!

In diesem Winter sollte es aber wieder soweit sein, und James Grieve musste also beschnitten werden. Dies ist gestern, am letzten Tag des Monats Januar 2020, geschehen. Irgendwo las ich, dass dies der günstigste Zeitpunkt sei, solange die Bäume noch nicht im Saft stehen. Ich gebe zu, dass der Januar nicht mein bevorzugter Monat für derartige Aktionen ist. Ich lege zwar nicht eigenhändig die Säge an den Ast, gebe aber doch gewissermaßen die Anweisung zum Schnitt. Dank des Klimawandels war es gestern jedoch trocken und relativ mild, von einem heftigen Westwind mal abgesehen. In rund dreistündiger Arbeit mutierte besagter Baum zum „Affenklettergerüst“ und die Wiese liegt nun voller Schnittgut.

Mit unserer gestrigen Aktion haben wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt. Heute regnet es nämlich in Strömen. So soll es wohl auch noch eine Woche bleiben. Danach werden sinkende Temperaturen vorhergesagt.

Zeitgleich mit den Sägearbeiten habe ich mich in meiner Position als „schwaches Geschlecht“ dem Schnitt der großen Strauchrose an der Terrasse gewidmet. Sie blüht im Mai wundervoll mit einer Vielzahl rosa Blüten. Doch im letzten Sommer hingen die Blütentriebe bis auf den Boden, so dass ein Durchkommen für die Gartenbenutzer lange nicht möglich war. Die halbe Terrasse war durch die Rosenblüte versperrt. Nun sind mehrere ältere und verholzte Triebe entfernt und die Rose kann an den jungen, grünen Trieben wieder neue Blüten bilden.

Einen Sommerflieder (Buddleja davidii) haben wir bereits vor Weihnachten kniehoch eingekürzt. Davon erhoffe ich mir, dass der Neutrieb den Halbstrauch im Sommer dichter wachsen lässt. Mit der Zeit werden die Büsche einfach zu sparrig, wenn man sie nicht regelmäßig stutzt.

Ich kenne die Faustregel, dass man z. B. Sommerflieder im Spätherbst nach der Blüte zunächst halb einkürzt. Dann im Frühjahr vor dem Haupttrieb kann man die verbleibenden starken Äste noch weiter herunterschneiden. Diese Vorgehensweise soll verhindern, dass das Astgerüst in frostigen Wintern zu sehr herunterfriert und im Mai dann keine Kraft mehr für den Neutrieb vorhanden ist. Da aber die letzten Winter erträglich in der Witterung waren, also in unseren mitteldeutschen Lagen kaum frostige Tage auftraten, kann man von dieser alten Regel wohl allmählich Abstand nehmen.

Flieder

Flieder

Während man nun Sommer- und Herbstblüher im Winter schneiden soll, da sie am Neutrieb blühen, sollen Frühjahrsblüher direkt nach der Blüte eher sparsam geschnitten werden. Dies betrifft in unserem Fall den normalen Flieder (Syringa vulgaris). Zunächst lasse ich den schönen Busch einige Jahre gewähren, so dass er immer üppiger blüht. Dabei wächst er dann derart in die Höhe, dass man eines Tages den Blick nach oben wenden muss, um die lila Blüten wahrzunehmen.

Dann ist es an der Zeit, wieder die Astschere zu benutzen. Direkt nach der Blüte wird ein Teil der Äste in angenehmer Höhe gekürzt. Dieser frühe Schnitt hat den Nutzen, dass über den Sommer frische Triebe nachwachsen. Da gewöhnlicher Flieder am zweijährigen Holz blüht, hat man bei schonendem Schnitt im Folgejahr noch etliche zweijährige Triebe übrig, die dann blühen. Und die Neutriebe, die im Sommer wuchsen, werden dann im übernächsten Jahr ebenfalls blühen. So erspart man sich Jahre ohne eine Fliederblüte.

Villa Meise

Villa Meise

Fazit aus der gestrigen Aktion: Dieses Jahr wird es zwar kaum eine großartige Apfelblüte geben, aber demzufolge kann ich den Herbst auch anderweitig nutzen und muss nicht wieder tonnenweise Äpfel einkochen. Des einen Leid ist des ander’n Freud‘, um das Sprichwort einmal umzudrehen. Die Vögel werden sich schnell daran gewöhnen, mit weniger Geäst zurecht zu kommen. Und für die Bruttätigkeit der Meisen hängt immer noch der Nistkasten am Stamm.

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Über den Autor

Elke

Elke Seidel


Kakteen und Pflanzen aller Art sind meine Leidenschaft. Cello und Blockflöte sind "meine" Instrumente. Im evangelischen Kirchenchor singe ich mit. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird sie dem Handarbeiten gewidmet.

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